Nachlese

62 Menschen, davon 16 aktive Politiker*innen aus 6 verschiedenen Parteien (Die Grünen, Der Wandel, Die Violetten aus Deutschland, proOttensheim, SPÖ, VVD aus den Niederlanden) und freien Listen haben sich am 15. und 16. November 2019 in Salzburg getroffen, um über Soziokratie und Politik nachzudenken. Soziokratie heißt: Wir entscheiden gemeinsam. „Ist ein Miteinander auch in der Politik möglich“ war daher die zentrale Frage des Kongresses. An den beiden sehr intensiven Tagen ist unglaublich viel neues Wissen entstanden, viele wertvollste Projekt-Ideen, Kooperationen und  Vernetzungsaktivitäten wurden angeregt.
Die indischen Gäste Edwin John, Joseph Rathinam und Ganasekar Dhanapal haben direkt vom Kongress eine Tour gestartet auf welcher sie auch in Augsburg, Freiburg, Winterthur, Dornbirn, Vicenza und Wien vorbeigekommen sind – bis sie dann wieder nachhause oder weiter geflogen sind. Nachbarschafts- und Kinderparlamente sind die Innovation, die wir auch in Europa brauchen, um Subsidiarität in der Politik zu verankern – angefangen bei den Menschen in den Nachbarschaften.
Am Beispiel der holländischen Stadt Utrechtse Heuvelrug konnte gezeigt werden, wie trotz Parteiensystem, Verhältniswahlrecht und geheimer Abstimmungen, das „Gemeinsam Entscheiden“ möglich ist. Soziokratie ist in der Person des wirklich besonderen Bürgermeisters von Utrechtse Heuvelrug, Frits Naafs, tief angekommen. Das partizipative Governance-Modell zeigt, wie sich soziokratische Prinzipien und Werkzeuge auch für die Organisation der Gemeindepolitik eignen.
Die Vorarlberger Wissenschafterin, Eva Häfele, konnte den Kongress-Gästen aufzeigen, warum Frauen im aktuellen politischen System so ungern mitmachen. Auch aus Richtung der humanistischen Philosophie und Psychotherapie nach Carl Rogers hörten die Teilnehmer*innen, dass die Grundbedürfnisse des Menschseins, nämlich Autonomie und Zugehörigkeit, durch die Prinzipien der Soziokratie in der Ausprägung der SKM von Gerard Endenburg, erfüllt werden. „Soziokratie ist Politik“ meinte in diesem Sinne Peter Frenzel.

Vom Vorarlberger Büro für Zukunftsfragen berichtete Christoph Kutzer, dass Bürgeräte in Vorarlberg inzwischen auch mithilfe von 1000 Unterschriften aus der Bevölkerung angestoßen werden können. Die Entwicklung in Richtung echter Partizipation in der Politik scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Nach Umfragen sind 91% der Österreicher*innen für mehr direkte Demokratie. Dass es dazu auch mehr Informiertheit braucht, wussten die Proponent*innen jener Arbeitsgruppe,
die ein Politisches Modell für Gemeinden präsentierten. Die österreichsichen Hauptakteure beider Methoden haben die Werkzeuge des Systemischen Konsensierens mit denen der SKM verbunden und laden Gemeinden ein, Pionier-Gemeinden für Partizipation in der Gemeindepolitik zu werden.
Wie Struktur Verhalten erzeugt, hat nicht nur Barbara Strauch in ihrem Impuls-Referat erläutert, sondern es wurde auch durch die Struktur des Kongresses erlebbar. Durch die durchgängige Arbeit in Kleingruppen konnten die Teilnehmenden und Impulsgeber*innen am eigenen Leib erfahren, wie Gleichwertigkeit im Kreis, bei Rederunden und beim gemeinsamen Entscheiden, das Verhalten verändert. Acht soziokratische Gesprächsleiter*innen, darunter auch einige CSE (Certified Sociocracy Expert) und Interne SKM-Trainer*innen, die in ihren eigenen Organisationen Soziokratie implementiert haben, begleiteten die Kleingruppen  beim Austausch und Co-Kreieren von neuen Erkenntnissen und Ideen zum Thema Soziokratie und Politik.
Die Veranstalter sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn aufgrund der aktuellen Regierungsbildung in Österreich viele interessierte Politiker*innen sich nicht die Zeit nehmen konnten, selbst am Kongress teilzunehmen. Viele Kongress-Gäste wünschen sich darum eine Folgeveranstaltung um das Thema Soziokratie in der Politik weiter voran zu bringen.

Wir bedanken uns nochmals bei allen Teilnehmer*innen und allen, die den Kongress ermöglicht haben.

Wir haben uns entschieden, die nachfolgenden Eindrücke und Ergebnisse des Kongresses kostenfrei zur Verfügung zu stellen und freuen uns über eine rege Verbreitung.

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Bilder vom Kongress

Abschlusskreis

Vortragsvideos

Abschlusskreis

Materialien zu den Inputs

Eva Häfele

Frauen in politischen Positionen – ein Beitrag zur Ermutigung

    Joseph Rathinam

    Politik und Regieren, bei der jede wirklich wichtig ist (gemeinsam mit Edwin Maria John und Gnansekar Dhanapal)

      Edwin Maria John

      Politik und Regieren, bei dem jeder wirklich wichtig ist (gemeinsam mit Joseph Ratinam und Gnansekar Dhanapal)

        Gnanasekar Dhanapal

        Politik und Regieren, bei der jede wirklich wichtig ist (gemeinsam mit Edwin Maria John und Joseph Ratinam)

          Barbara Strauch

          Struktur erzeugt Verhalten. Ändert man die Struktur, verändert sich auch das Verhalten. Erfahrungen mit soziokratischen Entscheidungsstrukturen

            Werner Kratochwil

            Demokratie 2.0 - Politisches Modell für Gemeinden in Österreich (gemeinsam mit Dominik Berger)

              Dominik Berger

              Demokratie 2.0 - Politisches Modell für Gemeinden in Österreich (gemeinsam mit Werner Kratochwil)

                Dorothea Erharter

                Demokratie 2.0 - Politisches Modell für Gemeinden in Österreich (leider erkrankt)

                  G.F. (Frits) Naafs

                  Wer entscheidet in Utrechtse Heuvelrug?

                    Christoph Kutzer

                    BürgerInnen-Beteiligung wirksam gestalten (Büro für Zukunftsfragen)

                      Peter Frenzel

                      SOZIOKRATIE ALS DIALOG – Gewaltfreie Entscheidungsfindung
 durch konsequente Inklusion

                        Filme am Kongressabend

                        Interviews

                        Dankenswerterweise hat Indre Bogdan am Kongress mit einigen Referent*innen Interviews geführt, die wir Ihnen hier zur Verfügung stellen können.
                        Bitte beachten Sie auch die deutschen und englischen Untertitel der Videos.