Anja Sagara Ritter
Philosophin, Soziokratie Expertin (CSE) in Ausbildung
Warum ist mir der Kongress wichtig?
Seit meiner Kindheit bin ich sehr an politischen Prozessen interessiert und gleichzeitig sehe ich mit Traurigkeit, dass – egal auf welcher politischen Ebene – Entscheidungen getroffen und Dinge getan werden, die das Wohl der Menschen, der Gemeinschaft, der Umwelt gar nicht berühren oder diesem sogar schaden und vor allem Eigeninteressen befriedigen. Wie kann das sein? Sind Menschen von Natur aus egoistisch und auf die Maximierung eigener Vorteile bedacht oder sind es die Strukturen, die – auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene – zu einem solchen Verhalten führen. Soziokratie kann Rahmenbedingungen bieten – wenn wir sie annehmen – um effektiv gute Lösungen für alle Beteiligten zu finden, weil alle gehört werden und alle miteinbezogen sind. Gelingt es in diesem Rahmen, dass Menschen aus unterschiedlichen Interessensgruppiereungen auf ein gemeinsames Ziel steuern und sich gegenseitig respektvoll zuhören, gemeinsam nachdenken und effektiv entscheiden, dann sehe ich eine echte Chance, die großen Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu lösen.
Bezug zur Soziokratie?
Als ich die Soziokratie vor einigen Jahren als erfahrene Prozessbegleiterin kennenlernte, spürte ich sofort das große Potential für politische Entscheidungsprozesse, das in ihr steckt. Seither brennt das Feuer in mir und ich wende die Methode in allen nur möglichen Situationen an: im beruflichen Kontext, in der ehrenamtlichen Arbeit und bei regelmässigen Familienbesprechungen mit Kindern. Die Wirkung ist sofort erkennbar.
Offene Frage für den Kongress?
Ist die soziokratische Methode und das Entscheiden im Konsent auch auf die Politik übertragbar und welche Rahmenbedingungen braucht es dafür?