Barbara Strauch

Ausbildungsleitung Soziokratiezentrum Österreich

Warum ist mir der Kongress wichtig?

Seit es das Soziokratie Zentrum in Österreich gibt (2013), haben immer wieder auch politische Parteien um Beratung angefragt. Leider sind fast alle Initiativen, mit soziokratischen Elementen innerhalb einer Parteiorganisation zu arbeiten, fehlgeschlagen. Ich habe mich gefragt woran das wohl liegt und die Kolleg*innen gebeten, dieses unerwartete Scheitern mit mir zu analysieren. Ich denke heute, dass Menschen mit starker Durchsetzungskraft und Dominanzverhalten eben die nötigen Verhaltensweisen ausgebildet haben, die in der Mehrheits-Demokratie mit Parteiensystem zum Erfolg führen können. Darum befinden sich in den Parteien auch vor allem Menschen, die diesen Herausforderungen gewachsen und mit den erwähnten Verhaltensweisen erfolgreich sind. Kooperatives Verhalten ist systembedingt in Parteien seltener zu finden als Konkurrenz-Verhalten. Mit kooperierenden Verhaltensweisen und soziokratischen Ansätzen gewinnt man keine Wahl.

Mit dieser Erkenntnis war mir klar, dass die Begegnung zwischen Politiker*innen und der Soziokratie an einer anderen Stelle beginnen muss. Da wo wir gemeinsam über dieses strukturell bedingte Verhalten in der Politik nachdenken können. Die Einladung zum Nachdenken muss an alle Parteien gleichermaßen ergehen. Denn es geht nicht darum, wie man die nächste Wahl gewinnen kann, sondern darum, wie wir die Probleme der Zeit gemeinsam lösen können.

Meine offene Frage für den Kongress:
Können wir überhaupt die kommenden Probleme bewältigen, wenn wir als Souverän NICHT kooperieren sondern uns weiterhin in “Lager” spalten und nach Feindbildern suchen?